SUMMIT OF TRANS Art

RÜCKBLICK SUMMIT OF TRANS-ART 2024

Künstlerisch-wissenschaftliches Symposium zum Thema "Zeit" am 10. und 11. Oktober 2024

 

Der dritte SUMMIT of trans-Art, der am 10. und 11. Oktober 2024 in Astrid Rieders Atelier in Wals bei Salzburg stattfand, hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein – nicht nur für die trans-Art – grundlegendes Phänomen zu erforschen: die Zeit. 11 Referent:innen aus den Sparten Musik, bildende Kunst, Philosophie, Film und Rechtswissenschaft waren eingeladen, aus ihrer jeweiligen Perspektive und darüber hinaus über die Zeit zu sprechen. 

 

Den Auftakt des Symposiums am 10. Oktober bildete eine kunsthistorische wie biographische Zeitreise der Kunsthistorikerin und Kuratorin Andrea Lehner-Hagwood, die ihren Ausgangspunkt in einer Schwarzweiß-Aufnahme des Fotografen Beaumont Newhall am Lake Eden, Black Mountain College, nahm: für Andrea Lehner-Hagwood eine „Verbildlichung der Fusion von Ort, Zeit und Raum“. Auf die Eröffnungsrede folgte eine Eröffnungs- und Jubiläumsperformance: Die Flötistin Elisabeth Möst und Astrid Rieder führten die 100. Darbietung der monatlichen Performanceserie do trans-Art durch. Zwischen Querflöte und Zeichnung entwickelte sich ein transdisziplinärer, wechselseitiger Dialog aus Rhythmus, Klang, Textur und Farbe, dessen Ende nach knapp 40 Minuten ohne Kontrolluhr gemeinsam gefunden wurde.  

 

Am Folgetag, dem 11. Oktober fand man sich früh zusammen, um mit den Vorträgen zu beginnen. Die 10 Vorträge behandelten das diesjährige Thema, die Zeit, auf unterschiedliche Weise und schienen dennoch oder gerade deshalb aufeinander Bezug zu nehmen, als Antwort, Gegenfrage oder Weiterführung des zuvor Gehörten. Zwischen den drei Panels zu je drei bis vier Vorträgen, moderiert von Jana Diewald, Johannes Ziegler und Michaela Schwarzbauer, wurden so thematische Fäden gespannt, wieder aufgenommen und befragt.

 

Das erste Panel eröffnete die Künstlerin Beate Ronacher auf einem Tisch liegend, mit einer sogenannten „Liegeperformance“. Im unmittelbar daran anknüpfenden „klassischen“ Vortrag beschäftigte sich Ronacher mit dem Wesen der heutigen Zeit und befragte das Schaffen von Kunst auf die dahinterliegenden Motivationen, das „Warum“ hinter dem „Was“. Es folgte Alrun Pachers Vortrag, der sich mit der Kunst des Verweilens, der „vita contemplativa“ beschäftigte. Pacher gab darin nicht nur eine theoretische Einführung in Transformationsprozesse zwischen Musik und bildender Kunst, sondern vermittelte auch ganz praktische Einsichten in das von ihr unterrichtete Fach Klang und Farbe. Die dritte Vortragende, Michaela Schwarzbauer, tauchte anschließend tief in die Materie der Irrfahrten Odysseus sowie Wolfgang Roschers Klangszenenimprovisation „Wem lausch ich und wen hör ich“ ein. Einzelne der elf multimedial gestalteten Szenen, die im Sinn Roschers wie „Perlen an einer Schnur“ (Roscher 2000, S. 238) aufeinander folgen, befragte Schwarzbauer in diesem Zusammenhang auf die ihnen innewohnende, die Zeiten überspannende Kraft. Anamarija Batistas Beitrag fragte daraufhin nach der freien Zeit im Unterschied zu Freizeit und gab Einblicke in die von ihr kuratierte Ausstellung „Free time“ / die „freie Zeit“ im Kunstraum Innsbruck.

 

Im zweiten Panel befasste sich der Philosoph Michael Bastian Weiß dialektisch mit Ästhetik und ihrem besonderen Verhältnis zur Ethik und stellte dabei schwierige Fragen nach der Freiheit der Kunst, nach Dürfen und Sollen. Im Anschluss beleuchtete der Rechtsanwalt Wolfgang Renzl in seinem interaktiv gestalteten Vortrag die Geschichte des urheberrechtlichen Werks mit einem speziellen Fokus auf Künstliche Intelligenz und den damit verbundenen rechtlichen Herausforderungen. Die Vokalistin Annette Giesriegl widmete sich in ihrem Beitrag anschließend der Rolle der Zeit in der improvisierten Musik und ließ das Publikum das unterschiedlich langsame oder schnelle Vergehen der Zeit individuell wahrnehmen, indem sie Aufnahmen ihrer Gesangspraxis vorspielte.

 

Nach einer diskussionsfreudigen Mittagspause wurde das Programm mit Walther Zieglers anschaulicher Präsentation über den Kerngedanken der griechischen Klassik fortgesetzt. Per Video aus Wien war daraufhin Roland Hablesreiter zugeschaltet, der auf humorvolle Weise von einem Selbstversuch, mit künstlicher Intelligenz zu prokrastinieren, berichtete. Abgeschlossen wurde das Panel von Cordula Fröhlichs Vortag über die Kunst als Partizipation der vierten Dimension, der sich nicht nur der Zeit, sondern auch dem künstlerischen Schaffen Astrid Rieders annäherte. Der Vortrag von Ingrid Weese-Weydemann, der den Abschluss des Tages hätte bilden sollen, musste leider krankheitsbedingt abgesagt werden.

 

Die Diskussion fand in diesem Jahr nicht wie bei den zwei vorangegangenen Symposien am Ende des Tages statt, sondern den ganzen Tag über im Anschluss an jeden Vortrag. So konnte ganz unmittelbar auf Vorträge reagiert werden, Fragen gestellt, Kommentare und Gedanken formuliert und vor allem miteinander weitergedacht werden.

 

Ein erstaunliches Fazit zogen die Mitwirkenden am Ende des Symposiums gemeinsam: "Es war ein Happening.“

 

GALErie 2024

REVIEW SUMMIT OF TRANS-ART 2022

Wissenschaftliches Symposium 2022 im Atelier Astrid Rieder

 

Der SUMMIT of trans-Art 2022, am 13. - 14. Oktober, war ein gelungenes Kolloquium anlässlich der 76. Performance der monatlich stattfindenden Serie do trans-Art in der Bundesstraße 37 in Wals-Siezenheim. Wie üblich fand ein anregender Dialog zwischen den Kunstgenres neuer Musik, abstrakter Zeichnung, Performancekunst und Dokumentarvideo statt. Eingeladen waren dazu acht internationale Referent:innen, die mit ihren Vorträgen und Erfahrungen profilierten. Mit der Öffnung ihrer Atelierstüren ermöglicht Astrid Rieder erneut einen wissenschaftlichen Diskurs, der im Zusammenspiel mit der 76. Darbietung der Performanceserie do trans-Art allen Teilnehmer:innen neue Erfahrungen ermöglicht.
Ziel der diesjährigen Tagung war eine Beschäftigung mit den Bedrohungen der heutigen Zeit. Kriege, Pandemien, Ressourcenmangel und Klimaveränderungen sind nur einige Faktoren, die uns Verantwortung lehren müssen. Auch die Kunst soll in diesem Zusammenhang Moral zeigen, meinte die Veranstalterin Astrid Rieder, die aufgrund der kurzfristigen Erkrankung Jürgen Tabors die Eröffnungsrede am Abend des 13. Oktobers übernommen hat.

 

Die anschließende Auftaktdarbietung, do trans-Art_76, mit Paul Eiser am Saxophon, erfolgte interaktiv und vor allem spontan, denn immanent ist, dass weder Proben noch Absprachen im Vorfeld stattfanden. Ganz nach dem Motto, das auch zu Veränderungen im Weltgeschehen oft schnell agiert werden muss.

 

Die gehaltenen Vorträge am 14. Oktober verhandelten zur Freude der Besucher:innen verschiedenste Aspekte der Kunst.
Die Musikerin Celina Hubmann eröffnete mit Atem-, Stimm- und Improvisationstechniken nach Ilse Middendorf, die das Bewusstsein an diesem Morgen erfrischten und so den Fokus auf die Tagung lenkten.

Diesen geistigen Prozess griff Manuel Schabus in seiner Rede auf und verband ihn mit Etappen kognitiver Konditionierung.

Anna Koch widmete sich anschließend möglicher Improvisationsformen in der neuen Musik.

In Kontrast dazu, stellte Michael Mautner im Folgevortrag eine Einführung in die komponierte supersymmetrische Musik von Hofstetter Kurt vor, die das Publikum über die Unterschiede staunen ließ.
Der nächste Referent: Roman Pfeffer sprach über Medienressourcen und ihre konzeptuellen, sprachlichen und prozesshaften Methoden.
Elisabeth Möst referierte über ein entwickeltes Noten-Farbschema, das sie mithilfe von Fallbeispielen aus dem Unterreicht greifbar machte. Sie meinte, das Versehen von Noten mit gewissen Farben bringt Lebendigkeit in die oft mühsame Tätigkeit des Tonleitern und Etüden Übens und wird selbst von ausgebildeten Musikpädagog:innen angewandt.

 

Weiter ging es nach einer verdienten Mittagspause - die vom Ökohof Feldinger in Wals aufgewertet wurde - mit einer anregenden Diskussion zum Vortrag von Marie-Therese Rudolph, die sich zur Trimedialität äußerte. Als interessant erwies sich die Tatsache, dass sich der gleichartige Klang verschiedener Stücke auf derselben Plattform (hier: Spotify), aus der erforderlichen Datenminimierung auf dem Netzwerk ergibt. Aufgezeigt wurden auch die starken Konkurrenz- und Ergänzungsfähigkeiten zwischen Radio, TV und Internet.
Den Abschluss der Vortragsreihe bildet Margit Zuckriegl, die über konkrete Fotografie spricht und so den Kreis zur trans-Art schließt. Die konkrete Fotografie setzt sich mit der Prozesshaftigkeit ihres Genres auseinander - so wie auch Astrid Rieder ausschließlich den Prozess ihrer do trans-Art Performances als Kunstwerk sehen kann.

 

Als Letzter offizieller Programmpunkt stand die Podiumsdiskussion auf dem Programm, die sich bemühte, alle verbindenden Elemente zur trans-Art noch einmal zusammenzufassen und das Symposium Revue passieren zu lassen. Eine Herausforderung dabei ist, wie so oft der Ausbruch aus der gewohnten Materie und das Einlassen auf andere Theorien und Praktiken. Durch die schlüssige und stets verbindende Konzeption des SUMMIT of trans-Art 2022 kann dieser Prozess als geglückt betrachtet werden. Einige Künstler:innen konnten sich vernetzen und der wissenschaftliche Diskurs, als enorm wichtiger Teil der Weiterentwicklung, bildete so einen ausgesprochen schönen Abschluss. Mit Vorfreude blicken wir auf die Vorbereitungen und die Abhaltung des SUMMIT of trans-Art 2024.

REVIEW SUMMIT OF TRANS-ART 2020

Wissenschaftliches Symposium 2020 im Atelier Astrid Rieder 

Der SUMMIT of trans-Art 2020 war ein wissenschaftliches Symposium anlässlich der 50. Darbietung der monatlich stattfindenden Serie do trans-Art. Diese Tagung versuchte den Dialog zwischen den Kunstgenres neuer Musik, abstrakter Zeichnung, Performancekunst und Dokumentarvideo zur Diskussion zu stellen. Eingeladen waren dazu internationale ReferentInnen mit ihren Fachkenntnissen und beruflichen Erfahrungen. Diese Veranstaltung fand am 13. und 14. August 2020 im Atelier von Astrid Rieder in der Bundesstraße 37 in Wals-Siezenheim statt.


Astrid Rieder arbeitet bereits über 20 Jahre kontinuierlich an der Verknüpfung der Kunstgenres zeitgenössischer Musik und abstrakter bildender Kunst. Im SUMMIT of trans-Art 2020 öffnete sie ihr Atelier für Vorträge, wissenschaftliche Diskurse und bot den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, trans-Art im Zuge einer Publikumsperformance als aktiv zeichnende/r PerformerIn zu erfahren.

In ihrer Eröffnungsrede verglich Astrid Rieder die Vorbereitungen für dieses Symposium über trans-Art mit einer Erstbesteigung einer der höchsten Berge unseres Planeten. Darum wählte sie den Titel SUMMIT of trans-Art.

Ziel dieser Veranstaltung war und ist durch wissenschaftliche Auseinandersetzung den ernsthaft künstlerischen Anspruch der von ihr kreierten trans-Art und der daraus entstehenden Composition graphique musicale zu belegen.

Die von Astrid Rieder definierte Besonderheit dieser Composition graphique musicale liegt in der akustischen wie graphischen Gestaltung der Performance. Diese erfolgt interaktiv, intuitiv, vor allem aber in  gegenseitigem Respekt. 

Beide, die ZeichnerIn und MusikerIn, treffen ohne Absprache und vorgefertigtem Konzept oder Partitur aufeinander und entwickeln ihr künstlerisches Werk spontan.

Sabine Coelsch-Foisner stellte in ihrem beleuchtenden Festvortrag die Frage, ob Kunst immer schon in einer gewissen Form trans-Art war. Mit zahlreichen Beispielen aus der Kunstgeschichte konnte sie belegen, dass im Verbinden von Kunstgenres ein potenzierender Synergieeffekt liegt.

 

Im Anschluss daran gestalteten der Komponist Karlheinz Essl und Astrid Rieder die 50. Darbietung der Serie do trans-Art. Als Input für die elektronische Bearbeitung seines Klanges im künstlerischen Dialog wählte der Elektroakustiker über Strecken das direkt neben der papierenen Leinwand mit einem Kontaktmikrophon abgenommene Arbeitsgeräusch des Zeichenvorganges. In knapp 40 Minuten entstand eine thematisch dichte, additive Zeichnung auf der 150x100 cm papierenen Leinwand und vielschichtige elektronisch modifizierte Klänge. Die Kombination dieser abstrakten Ausdrucksmittel schaffte bei den RezipientInnen einen offenen Reflexionsraum.

 

Am nächsten Morgen, am Freitag, den 14. August, beschäftigten sich Wolfgang Richter, Irene Suchy, Christian Tschinkl, Jürgen Tabor, Christian Ofenbauer, Max Rieder, Patricia Lopes Bastos, Peter Kutin und Petra Hinterberger mit den Elementen von trans-Art.
In der Podiumsdiskussion, die von Christian Ofenbauer geleitet wurde, entwickelte sich folgender Konsens, worin der Mehrwert einer trans-Art besteht:

 

1. In der Kombination der Künste könnte sich ein gewisser Mehrwert an Erfahrung einfinden, wenn die verschiedenen Künste die Techniken voneinander übernehmen. Dadurch würde sich ihr Verhaltensrepertoire verändern beziehungsweise erweitern.  

2. Bezüglich der Frage nach der Organisationsstruktur, wenn Künste kombiniert werden, wurde das Beispiel aus der Zusammenarbeit von Cage und Cunningham erwähnt. Diese haben aus einer schwierigen Situation eine elegante Strategie entwickelt, indem sie die Entscheidungshierarchie bei der Endgestaltung ausgeklammert haben. 

3. Wichtig ist, dass Kunst in den privaten Bereich fließen kann und Lebensverbindungen berühren kann. Aber das ist schwer zu verorten.

4. Der Vertrag mit dem/r ZuschauerIn: Darunter versteht man ein gegenseitiges Unterstützen zwischen den zwei ProtagonistInnen und den RezipientInnen. In einer trans-Art Performance steht also das unkonventionelle, beobachtende Erleben der Interaktion zwischen ZeichnerIn, MusikerIn und dem Publikum im Vordergrund.
In einer Publikumsperformance entwickelt sich dieser mögliche Vertrag wie folgt: Der/die RezipientIn wird zum/r ProtagonistIn. Spontan und freiwillig wirkt jede/r abwechselnd in einer bestimmten Zeitvorgabe am Gestalten des Gesamtkunstwerkes mit.

Neben dem physischen Raum schaffen sich alle Mitwirkenden, durch die konzentrierte Aufmerksamkeit, einen individuellen, praktisch unbegrenzten, geistigen Freiraum.

 

Diese vier Punkte weisen alle samt Schnittmengen der Elemente der trans-Art auf, oder haben in Interpretationsperspektiven miteinander zu tun. 

 

Als letzter offizieller Programmpunkt des Symposiums wurden alle TeilnehmerInnen eingeladen, selbst als zeichnende/r AkteurIn, für einen Zeitraum von jeweils fünf Minuten an der papierenen Leinwand von 150x150 cm mit einem/r MusikerIn zu interagieren.

Innerhalb einer Stunde wechselten sich zwölfmal die agierenden Personen ab. Der Ablauf war fließend. Alle übergaben nach dieser neuen, inspirierenden Erfahrung mit einem glücklichen Lächeln die Leinwand dem/r nächsten KünstlerIn. Das Feedback war enorm positiv.

 

Zum Ausklang blieb, wer noch Zeit hatte, das NACHTCAFE.

Da die wissenschaftliche Auseinandersetzung ein enorm wichtiger Teil jeder Weiterentwicklung ist, bleibt zu wünschen, dass auf diesen SUMMIT of trans-Art weitere folgen werden.