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Vita

Wolfgang Seierl im Vorwort des Programmheftes: 20 Jahre Atelierkonzert für neue Musik/trans-Art Performance "UTOPIE"

Der lange Atem der Astrid Rieder

 

Es gibt zum einen die Utopien. Die Utopien sind die Platzierungen ohne wirklichen Ort. ... Es gibt gleichfalls wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können. Weil diese Orte ganz andere sind als alle Plätze, die sie reflektieren oder von denen sie sprechen, nenne ich sie im Gegensatz zu den Utopien die Heterotopien. ... Das Schiff ist die Heterotopie schlechthin. In den Zivilisationen ohne Schiff versiegen die Träume, die Spionage ersetzt das Abenteuer und die Polizei die Freibeuter. (Michel Foucault, 1967)

 

Vor 20 Jahren hat Astrid Rieder ein solches Schiff bestiegen, ein kleines Boot zunächst, mit dem sie sich auf ihren künstlerischen Weg gemacht hat. Wie in Maurice Sendaks Bilderbuch ist in ihrem Wohnzimmer ein Wald gewachsen und plötzlich war da ein Meer und dieses Boot, mit dem sie in eine andere Welt gesegelt ist, zu den wilden Kerlen vielleicht oder zu anderen seltsamen Wesen.

 

Astrid Rieders Anliegen, dem Neuen, Ungewohnten, Ungewöhnlichen und Widerborstigen Aufmerksamkeit und Raum für Auseinandersetzung zu geben, wuchs zunächst im intimen Rahmen des Familiären. Dabei hat sie sich von Anfang an Menschen ins Boot geholt, die mitgeholfen haben, diesen so geschaffenen anderen Raum wirklich, wirksam und größer werden zu lassen.

 

Das Atelier, der Arbeitsraum, Ort der Produktion und Inszenierung von Abenteuern ist für Astrid Rieder und alle, die sie daran teilhaben lässt, einer dieser Orte außerhalb aller Orte schlechthin, Gegenplatzierung und Widerlager. Nach 20 Jahren findet sich das Schiff auf hoher See und der Wind, der lange Atem der Kunst, der kräftige Gegenwind oder Gegen-Atem, füllt erneut die Segel.

Hintergrund / 25 Jahre Trans-Art

 

09/07/18 Wie eine „Torte aus mehreren Stücken“ könne man sich ihr Konzept vorstellen, erklärte Astrid Rieder vor einigen Jahren ihr „trans-Art“-Konzept. Aber es geht nicht ums Auseinanderschneiden. Die Tortenstücke, sprich die unterschiedlichen Künste, sollen bei „trans- Art“ zusammenkommen, sich gegenseitig bereichern, ein Ganzes ergeben.

 

von Reinhard Kriechbaum

 

Sie ist eine der Beharrlichen in Salzburgs Kulturleben, indem sie in eine Rolle schlüpft, die der eines Musik-Galeristen ähnelt: Ein guter Galerist hat ja nicht nur die Künstler, sondern auch die Kundschaft bei der Hand – und die Vernetzung ist seine eigentliche Aufgabe. Das macht Astrid Rieder seit 25 Jahren mit großer Konsequenz. Mit „Atelierkonzerten“ hat sie begonnen, zuerst im eigenen Wohnzimmer, aber selbst dort konnten 75 Leute zusammen kommen, und das hat dann doch den Rahmen gesprengt. Es folgten einige Jahre Atelierkonzerte im Techno-Z mit jeweils rund 130 Gästen. Seit 2011 „bespielt“ Astrid Rieder ein Atelier im Künstlerhaus. Dass das OeNM auch dort beheimatet ist, hat sich gewiss nicht als Nachteil herausgestellt.

 

Seit 2014 spüre sie mit ihren „trans-Art“-Performances noch intensiver als bisher den „Wechselbeziehungen zwischen den Künsten und Künstlern“ nach, erklärt Astrid Rieder. Am Donnerstag (12.7.) ist Wolfgang Seierl als Maler, Musiker, Komponist und Impresario, sozusagen ein Verbündeter in Geist und Seele, dabei. „Wolfgang Seierl, bei dem ich zusammen mit anderen TeilnehmerInnen vor 25 Jahren das erste Mal zu Klängen vom Morton Feldmann und John Cage großflächig unidirektional zeichnen konnte, wird ein Impulsreferat halten.“

 

Zwanzig Jahre lang also hat Astrid Rieder in jedem Frühjahr ein Atelierkonzert für neue Musik mit niederschwelligem Zugang für das Publikum veranstaltet. „Da das Programm immer umfangreicher wurde, immer mehr Musiker auftreten wollten (wofür Astrid Rieder mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit auch nachhaltig gesorgt hat), ja sogar die Programmierung übernahmen, wollte ich zurück zu meiner eigentlichen künstlerischen Tätigkeit: trans-Art Wechselbeziehung auf Augenhöhe.“ Astrid Rieder ist die Einbindung des Publikums seit jeher ein Anliegen, genau wie die Umsetzung von Musik und Ton auf Farbe und Papier: „Das führt zu einer Vertiefung.“ Und nicht minder wichtig: die Nähe zu den Künstlern.

 

Seit einigen Jahren also heißt die Veranstaltung „do trans-Art“. Mit einem Stück von Brian Ferneyhough, „Incipit“ hat die Serie 2016 angefangen, insgesamt feiert man das 25-Jahre-Jubiläum. „trans-Art ist ein in Echtzeit entstehender Dialog zwischen zwei oder mehreren Künstlern, der traditionell gesetzte Grenzen zwischen Kunstgenres durchbricht“, erklärt Astrid Rieder. „Dadurch ermöglicht trans-Art die vertiefte Wahrnehmung abstrakter Kunst auf mehreren Ebenen. Eine trans-Art Performance verbindet mindestens zwei Kunstrichtungen, meist bildende Kunst und neue Musik (neue Musik ist seit dem Beginn der künstlerischen Arbeit 1993 integraler Faktor), kann aber auch Tanz, Akrobatik oder Text umfassen.“ Obwohl die Grundzüge einer solchen Performance von den Künstlern vorbereitet werden, entstehe der Dialog spontan und werde auch durch die Atmosphäre am jeweiligen Abend beeinflusst.

 

Zuerst habe man von Composition graphique gesprochen, so Astrid Rieder. „Dieser Titel entstand in einem Gespräch mit dem Designer Maurin Donneaud während der Schmiede Hallein 2016. Nach weiterer Recherche und Diskussion stand folgender Begriff fest: Composition graphique musicale. Dieser beinhaltet die Großzeichnung, die aufgenommene Musik mit dem Raumklang und der Zeichengeräusche. Der gleichwertige dritte Part ist das Dokumentarvideo.“ Solche Dinge dokumentiert und sendet Astrid Rieder in ihren Sendungen für die Radiofabrik, wo sie monatlich über Neue Musik und natürlich auch über ihre trans-Art Beiträge gestaltet. An jedem 2. Donnerstag im Monat lädt Astrid Rieder zu einer „do trans-Art“-Performance mit Musikern in ihrem Atelier im Künstlerhaus. Die Liste ist unterdessen lang: Agustin Castilla-Avila, Alexei Grots, Simone Heilgendorff und Claudius von Wrochen, Paris Tsenikoglou, Hans Wolf, Sam Beklik, Robert C. Bauer, Ferdinand Steiner, Rupert Struber, Frank Stadler, Celina Hubmann, Peter Sigl, Dominik Gruber, Anna-Maria Hefele, Gregor Waach, Paul Jaeg, Judith Valerie Engel.

 

„Mit einigen Kolleginnen und Kollegen performte ich mehrere Male“, sagt Astrid Rieder, und ein wenig schnippisch fügt sie an: „Sogenannte 'Blattspieler' wollen mit mir nicht zusammenarbeiten.“ Es geht ja genau darum, Spontanes im Augenblick entstehen zu lassen. „trans-Art befindet sich nicht nur in einem künstlerischen Spannungsbogen, sondern ebenso in einem diskursiven. So bezeichnet Martin Losert, mit dem ich die do trans-Art Performance im Dezember durchführen werde, den musikalischen Part als 'instant composing'.“

 

Die Auslandskontakte der emsigen Netzwerkerin Astrid Rieder sind auch nicht zu verachten: Das Konzert 25-Jahre do trans-Art, am 12.7. um 19.30 Uhr im Künstlerhaus wird im Rahmen des ONE MONTH FESTIVAL SEOUL via facebook weltweit ausgestrahlt. Beispiele für trans-Art auf der Radiofabrik  – www.astrid-rieder.com

Monika Oebelsberger im Vorwort des Programmheftes Atelierkonzert für neue Musik 2015

trans-Art wird heuer in mehrfacher Hinsicht einladen beyond the limits zu agieren und reagieren: beyond the limits zwischen Publikum und Künstlern, beyond the limits zwischen den einzelnen Künsten sowie auch beyond the limits, die sich Kunst bisweilen selbst auferlegt. Grenzüberschreitungen als behutsames und neugieriges Aufeinanderzugehen und achtsames Ertasten unterschiedlicher – ‚anderer‘ - künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten bedeuten Raumgewinn für alle. Dieser Gedanke an ‚Raumgewinn‘ in Grenzüberschreitungen für individuelle, künstlerische Ausdrucksformen ist in jeder pädagogischen Arbeit faszinierend. Dementsprechend hat an der Universität Mozarteum der interdisziplinäre Ansatz in der Pädagogik eine lange Tradition in den musikpädagogischen Konzepten von Wolfgang Roscher (Polyästhetik) und Carl Orff (Schulwerk). Heute findet die ‚trans-Art‘ Idee ihren Niederschlag in der SOMA (School of Music and Art Education), an der kunst- und musikpädagogische Studienrichtungen vernetzt werden. Dabei ist vor allem die Vermittlung ‚Neuer‘ Musik und Kunst eine spannende – und lohnende - Herausforderung für alle Musik- und Kunstpädagogen und -pädagoginnen. Veranstaltungen wie trans-Art fördern und unterstützen in idealer Weise diese pädagogischen Anliegen und führen pädagogische Anliegen in konkrete Kulturarbeit. 

 

Das Thema der Veranstaltung verspricht ein vielfältiges und spannendes Programm und ich wünsche den Teilnehmern und Teilnehmerinnen inspirierende Momente beyond the limits.

Auf Augenhöhe

21/02/14 Besucher von Konzerten zeitgenössischer Musik ist die Bildende Künstlerin Astrid Rieder sicher schon dann und wann aufgefallen: Sie greift gerne während der Musik zum Farbstift, lässt sich also quasi live inspirieren.

 

„trans-Art“ nennt sie ihren Zugang zur Kunst. Zum vierten Mal macht Astrid Rieder nun ein Atelierkonzert im Künstlerhaus (morgen Samstag, 22.2.). Diesmal kann es das Publikum ihr gleichtun, Stift und Block werden auf jedem Sitz bereit liegen. „Sternschreie“ heißt das Stück von Wolfgang Niessner, das der Geiger Masayoshi Matsui aus der Taufe heben wird. Zur Geige kommen elektronische Klänge – und auch das Geräusch der Zeichenstifte (die Ivo Haas spendet) soll ebenfalls einfließen ins akustische Environnement.

 

„Ein weiterer Versuch, das gleichzeitige Erfassen der Künste zu intensivieren“, sagt Astrid Rieder. Deshalb hat sie das Performance-Konzert auch „Auf Augenhöhe“ betitelt. Es geht um die Wechselwirkungen zwischen den Künsten, die sich eben auf Augenhöhe begegnen sollen. Das Wiener Ensemble „FRZT-frei-zeitgenössisch-trio“ wird über Fotografien von Barbara Keller improvisieren. Die Salzburgerin ist nicht nur Fotografin, sie schreibt auch. Ihren Monolog „Ob sie mich vergiften will?“ wird Werner Friedl vorstellen.

 

Und schließlich gibt es noch einer Theater-Uraufführung: „Let’s do that whore show“ ist ein Dialog von Vikovsky, den Ursula Wondraschek und Jakob Leonhard aus der Taufe heben werden.

 

Atelierkonzerte veranstaltet Astrid Rieder seit 1993, erst bei sich daheim, dann in ihrem jeweiligen Atelier und bisher drei Mal im Künstlerhaus. Bis zu 180 Leute spricht sie an solchen Abenden an, was auch daran liegt, dass sie gut vernetzt ist in der Szene. (dpk-krie)

 

Atelierkonzert für Neue Musik 2014 „Auf Augenhöhe“: Samstag (22.2.), 19.30 Uhr, Künstlerhaus. Heuer erstmals mit Eintritt (10.-).

Atelierkonzert für Neue Musik 2014

„Zeitgenössische Musik erfassbar machen und dadurch einem breiteren Publikum näher bringen“. Dieser Gedanke ist nicht nur das Motto der Künstlerin und Pianistin Seda Röder, sondern gilt – geradezu treffend – für die Aktivität von Astrid Rieder in der Verbindung und Vernetzung von verschiedenen Kunstrichtungen.

 

Was mit Hauskonzerten in den 90iger Jahren in kleinem Rahmen aber mit reicher Ideenfülle begann, hat sich schnell ausgeweitet und griff im wahrsten Sinne Raum – zuerst in ihrem Atelier im Techno-Z und seit drei Jahren nun schon im schönen großen Saal des Kunstvereins, der für die vielseitigsten Ausdrucksmöglichkeiten bestens geeignet ist.

 

Wie jedes Jahr vermag Astrid Rieder auch heuer wieder durch ihre unvergleichliche Begeisterung und Offenheit für neue und neueste Musik, Künstler aus den verschiedensten Stilrichtungen zu vereinen. So haben natürlich die Instrumentalmusik wie der Gesang neben Tanz, Literatur, Malerei und Klangprojektionen ihren gleichwertigen Platz. Die tatkräftige Unterstützung ihrer ganzen Familie – ihrer Kinder sowie ihres Mannes Dr. Michael Zajc – tragen stets zum guten Gelingen der Konzerte in organisatorischer und technisch perfekter Weise bei.

 

Künstler aus den unterschiedlichsten Nationen werden heute ein buntes Programm präsentieren. Lassen Sie sich, liebe Besucher, die Sie uns so treu die vielen Jahre begleiten, in die Welt der Klänge, des Visuellen – schlichtweg der Poesie und Phantasie – entführen und dadurch vielleicht sogar eine neue Sicht gewinnen. Wir wünschen Ihnen, dass Sie in diesen Stunden vom Alltag ein wenig aussteigen können und würden uns freuen, mit Ihnen anschließend an das Konzert in direktes Gespräch zu kommen, bei einem guten Glas Wein – auch diese Kultur gehört neben der Kunst zum Genuss.

 

Franziska-Maria Lettowsky

Im Portrait / Astrid Rieder


18/02/13 Wenn Astrid Rieder zum jährlichen Atelierkonzert lädt, ist Entrinnen fast unmöglich: Für die Komponisten nicht, und für die Zuhörer auch nicht. Und das ist gut für beide Seiten - und auch für die Neue Musik.


von Reinhard Kriechbaum


1990 hat es „zu Hause im Wohnzimmer begonnen“, erzählt Astrid Rieder und nach einigen Jahren sind zu diesen Konzerten immer mehr Leute gekommen. Als es einmal 74 waren, war der Rahmen endgültig passé. Da war dann das Atelier, damals im TechnoZ, gefragt, aber bald ging Astrid Rieder für das jedes Jahr von ihr privat veranstaltete Konzert in den Veranstaltungssaal dort. Seit drei Jahren hat Astrid Rieder ein Atelier im Künstlerhaus, und dort hat sie es gleich gar nicht versucht im kleinen Raum: Deshalb wird das „Atelierkonzert“ am kommenden Samstag (23.2.) im großen Saal des Künstlerhauses stattfinden.

 

„Auf das Stammpublikum kann man sich verlassen, aber es kommen jedes Jahr neue Leute“, sagt Astrid Rieder, die im privaten Kreis ordentlich die Werbetrommel rührt. Das ist ja ihre erklärte Absicht, „ein unerfahrenes Publikum heranzuführen an die Neue Musik“. Drum wünscht sie sich auch Stücke, die nicht länger sind als zehn Minuten – und für das Konzert eine kommunikative Atmosphäre. Sie stammt aus dem Weinviertel und hat auch für diesmal wieder einen Winzer aus der Gegend auf der Sponsorenliste…

 

1993 hat Astrid Rieder zu malen und zu zeichnen begonnen, motiviert von der Musik von John Cage. So kennt man sie ja auch: Als zuhörenden Dauergast in Konzerten Neuer Musik. Nicht selten greift sie in Konzerten zu Papier und Stift. „Das ist meine Vision: dass mein Atelier der Konzertsaal ist.“

 

Hat sie, die aus der Musik Impulse für ihr bildnerisches Schaffen bezieht, eigentlich schon selbst komponiert? „Jucken tät’s mich irrsinnig“, sagt sie im DrehPunktKultur-Gespräch, „aber mein Tag hat auch nur 24 Stunden“. Eigentlich hat sie ja Veterinärmedizin studiert, zur bildenden Kunst ist sie als Autodidaktin gekommen. Was die Musik betrifft, gibt sie sich so wissbegierig wie zurückhaltend: „Ich bin jetzt dabei, die Sprache der Musik unserer Zeit zu lernen.“

 

Als Veranstalterin des jährlichen „Atelierkonzerts“, bei dem sie schon mit 150 und mehr Zuhörern rechnen darf, wünscht sie sich: „Die Leute sollen einen Gusto kriegen.“

Hintergrund / Atelierkonzert


18/02/13 Es fängt gleich mit einer Uraufführung an: Belma Beslic-Gál und Bernhard Gál, ein Komponisten-Ehepaar, hat für das Atelierkonzert Neuer Musik am Samstag (23.2.) im Künstlerhaus das Werk „Silap Inua“ geschrieben.


von Reinhard Kriechbaum

 

Aus der Inuit-Sprache komme der Begriff, er meine ein philosophisches Konzept, erklärt Berhard Gál. Es braucht viele deutsche Wörter, von Luft über Wind bis Geist, um die Sache dann doch nicht wirklich zu greifen. Vielleicht wird das beim Hören und Zuschauen deutlicher, denn „Silap Inua“ ist ein Stück für „zwei Audionauten und Klavier“. Was um alles in der Welt ist ein Audionaut? Die beiden Komponisten/Musiker werden sich nicht nur live übers Klavier hermachen, sondern sie haben auch Lautsprecher umgehängt, schaffen also für die Zuhörer akustische Raumwirkungen in dieser rund zehnminütigen Performance.

 

Eva Roscher gehört sozusagen zum Stammpersonal von Astrid Rieders Atelierkonzerten. „Mein Beruf war, am Mozarteum Improvisation zu unterrichten“, erzählt sie. Sie habe ihre Aufgabe darin gesehen, den Studenten „einen Weg in die ihnen fremde Neue Musik zu ebnen“. Nicht anders will sie es verstanden wissen, wenn sie nun – wie jedes Jahr – beim Atelierkonzert am Klavier improvisiert.

 

Die Pianistin Seda Röder wird nicht nur ein frühes Stück von John Cage spielen, sondern auch eine eigene Komposition vorstellen, die auf Cage Bezug nimmt. Der ebenfalls in Salzburg tätige Komponist Agustin Castilla-Avila hat „A Story of a String“ geschrieben. Was diese einzelne Cellosaite zu erzählen hat? Der Zuhörer soll „nachdenken darüber, wie Musik funktioniert“.

 

Der Abend verspricht Kurzweil: Die Schweizer Schriftstellerin Claudia Storz wird lesen, Alexander Müllenbach dazu improvisieren. Es gibt eine kleine Tanz-Performance. Der Belcanto-Chor lässt ein Stück von Franz Richter-Herf aus dem Jahr 1984 hören.  Aus den USA kommt die Sopranistin Elizabeth Lee, die Solostücke von Georghes Aperghis vorstellen wird.

Atelierkonzert für Neue Musik 2012

Seit einigen Jahren schon verfolge ich mit großem Interesse, und, ich muss sagen, mit großem Vergnügen, Astrid Rieders Atelierkonzerte, und auch ihre andern Projekte, werde regelmäßig informiert, so dass mir kaum etwas dieser regen Aktivität entgeht.

 

Zuerst einmal finde ich es bemerkenswert und äußerst erfrischend, wie offen und scheuklappenlos Astrid Rieder jeder Art von Kunst und deren Interaktionen gegenübersteht. Fern jeder einengenden Doktrin schafft sie Programme, deren Vielgestaltigkeit und Vielseitigkeit neue Perzeptions- und Phantasieräume schafft und die im wahrsten Sinne des Wortes lebendig sind, Zeugen der vielen Richtungen und Möglichkeiten von Ausdruck und Gestaltung, von Kunst in Vergangenheit und Gegenwart. Diese Gegenüberstellung ist im wahrsten Sinne eine Manifestation und zugleich ein Aufruf an die Intelligenz, so wie sie der französische Philosoph Nicolas de Chamfort einst definierte "L'intelligence consiste à établir des relations" (Intelligenz besteht darin, Verbindungen zu schaffen).

 

Hier haben Improvisiertes und fertig Gestaltetes, Projekte, Skizzierungen und Ausgereiftes gleichermaßen einen Lebensraum, und es entsteht für den Hörer und Betrachter ein faszinierendes Kaleidoskop all dessen, was Menschen ersinnen und erträumen können, und für die Flüchtigkeit und die immerwährenden Wandlungen unseres Lebens.

So kann ich Astrid Rieder nur zu ihrer übersprudelnden Aktivität und zu ihren Projekten und Realisierungen beglückwünschen, und sie herzlich ermuntern, auf diesem ihrem so originellen Weg weiter zu gehen. Und mich mit Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Kunstliebende, zu freuen, daß es sie gibt.

 

Ich wünsche Ihnen spannende und berührende Erlebnisse!

 

Alexander Müllenbach

"Es ist mir eine Freude, mit dieser Empfehlung die außergewöhnlichen Verdienste von Frau Astrid Rieder um die Neue Musik in Salzburg und auch anderswo zu würdigen. Schon seit mehreren Jahren setzt sich Frau Rieder  in Konzerten und Radiosendungen für junge (und ewig junge) KomponistInnen ein, wobei sie die ganze Bandbreite der aktuellen sog. Ernsten Musik zum Zuge kommen lässt, und für Originalität immer einen wachen Geist und ein offenes Ohr hat. Damit hat sie so manchen jungen Talenten die Gelegenheit gegeben, ihre Werke einem interessierten und jungen Publikum zu präsentieren, und sie somit erst bekannt gemacht.Und auch ältere Komponisten, die aufgrund ihrer Schüchternheit nicht genügend in Erscheinung treten können, obschon ihre Werke hochoriginell sind, haben durch Frau Rieder Aufführungsmöglichkeiten und Aufmerksamkeit bekommen. Dafür kann man nur ihr herzlich gratulieren. Und ihre Anstrengung verdient auch in Zukunft volle Unterstützung."

 

Alexander Müllenbach - Salzburg, 29.5.2011
Komponist
Direktor der Internationalen Sommerakademie
Universität Mozarteum Salzburg

"Astrid Rieder ist seit Juli 2010 Atelier-Mieterin im Salzburger Künstlerhaus. Als „Trans- Art“ Künstlerin vernetzt sie in ihren Arbeiten Malerei mit Literatur und Musik und beweist stets ihren freien Umgang mit unterschiedlichen Medien. Immer wieder ist es ein Musikstück, das in Astrid Rieder den Wunsch nach Übersetzung in ein bildhaftes Medium auslöst.

 

Besonders hervorzuheben ist das Anliegen Astrid Rieders, viele Menschen unabhängig von Alter und Profession für die Neue Musik zu begeistern. Ihre Atelierkonzerte, in denen der Charakter intimer Hauskonzerte gewahrt bleibt, bieten seit Jahren komponierenden Menschen die Möglichkeit, ihre Musik abseits traditioneller Konzertsäle zu präsentieren und schaffen offene Räume für Musik und Kunst. So waren im jüngsten Atelier-Konzert über 170 Zuhörer zu Gast im Künstlerhaus („Atelierkonzert für Neue Musik“, Samstag, 19. Februar 2011, 20:00 Uhr, im Großen Saal des Salzburger Kunstvereins)."

 

Mag. Elfrid Wimmer-Repp - 30. 05. 2011
Präsidentin Salzburger Kunstverein

"Neue Musik braucht offene Räume. Offene Orte und solche der Zeit. Die Atelierkonzerte von Astrid Rieder bieten seit Jahren komponierenden Menschen die Möglichkeit, ihre Musik zum Klingen und zum Gehör zu bringen. Abseits der Weihe traditioneller Konzertsäle, abseits einer so genannten breiten Öffentlichkeit. In einer Werkstätte, umgeben von Bildender Kunst, findet das Experiment seinen Platz, wird das Neue zum Ereignis.

 

Das Experiment muss sein, denn „ein Komponist ist, wer Neues schafft", wie schon Giuseppe Verdi wusste. Und ohne Enthusiasmus kann man keine Musik machen, postulierte Robert Schumann. Kreativität und Enthusiasmus sind es, welche die Atelierkonzerte unverwechselbar und wertvoll machen. Hier steht Musik nicht sofort auf dem Prüfstand der gestrengen und manchmal voreingenommenen Fachkritik, hier gelangt Musik in ihrer aktuellen Vielfalt zu einem am Neuen interessierten Publikum mit offenen Ohren und bereiten Herzen.

 

Die Atmosphäre der Atelierkonzerte hat nicht die mitunter lastend ernste Stimmung der Tempel Neuer Musik. Kulinarische Sinnesfreude kommt nicht zu kurz. Große Musik braucht oft kleine Räume, um in die Weite wirken zu können. Dies ist nicht neu - die aufregende und bis heute neue Musik des Franz Schubert erklang zum großen Teil zunächst nur im Freundeskreis. In dem die Bildenden Künstler eine bedeutende Rolle spielten. Musik malt mit den Farben der Klänge, Astrid Rieder malt mit klingenden Farben. Die Künste sind Geschwister."

 

Grußworte von Gottfried Franz Kasparek
im Programmheft des Atelierkonzertes für Neue Musik 2010